Checkliste: Nachfolgeplanung
Die Planung der Unternehmensnachfolge ist ein delikates Unterfangen, da eine Reihe von Faktoren zu berücksichtigen sind: die persönlichen und finanziellen Ziele des Unternehmers, betriebliche Aspekte, Interessen der Mitarbeiter und Kadermitarbeiter, Bewahrung des Firmenwertes, Schaffung der Strukturen für die neuen Eigentümer, Familieninteressen usw. Im Folgenden finden Sie einen kurzen Wegbegleiter.
Faktor Zeit
Eine Unternehmensnachfolge ist ein längerer Prozess, der in der Regel mehrere Jahre beansprucht. Sie verlangt Klarheit in vier Aspekten:
- Aspekte des bestehenden Eigentümers
- Aspekte des Unternehmens
- Aspekte des neuen Eigentümers
- Aspekte des Nachfolgeprozesses, d.h. die Integration aller Aspekte: Analysen mit dem Ergebnis «Nachfolgeplan» sowie die Durchführung des Nachfolgeprojekts
Bestehender Eigentümer: psychologische, finanzielle, familiäre, ideelle Aspekte
Eine Unternehmensnachfolge bedeutet für den Unternehmer in der Regel den Verzicht auf die weitere persönliche Mitwirkung als Geschäftsführer, sei es per sofort oder nach einer Übergangsphase, verbunden mit einer persönlichen Neuorientierung. Häufig geht die Nachfolge einher mit dem Ruhestand. Damit stellt sich die Frage nach der Bedeutung der Unternehmensnachfolge für die Vorsorge des Unternehmers, gegebenenfalls auch schon für die Nachlassplanung sowie die Berücksichtigung familiärer Interessen. Schliesslich stellen sich für manche Unternehmer auch ideelle Fragen hinsichtlich der Zukunft des Unternehmens und des Fortbestands des Lebenswerks.
Spezifische Fragestellungen des Unternehmers sind insbesondere folgende:
- Wie sieht meine Lebensgestaltung nach der Nachfolge aus?
- Bin ich bereit, das Schicksal des Unternehmens in andere Hände zu legen?
- Was sind meine finanziellen Erwartungen aus der Übergabe der Gesellschaft?
- Wie habe ich den finanziellen Erlös aus meinem Unternehmen in die Vorsorgeplanung eingebaut?
- Bin ich bereit, auf die Unternehmensbewertung einen Abstrich hinzunehmen – z.B. bei Übertragung auf ein Familienmitglied oder einen Mitarbeiter des Unternehmens?
- Habe ich das Unternehmen organisatorisch so vorbereitet, dass mein Abgang keine negativen Auswirkungen auf die Kontinuität des Geschäfts und die Belegschaft hat? Habe ich mich also entbehrlich gemacht?
- Sondiere ich neue Eigentümer im Hinblick auf meine persönlichen und finanziellen Vorstellungen
- Z.B. Wunsch, dass das Unternehmen weitergeführt und nicht einfach übernommen und fusioniert wird.
- Prüfe ich mögliche Eigentümer auch im Hinblick auf die Optimierung des Verkaufspreises?
Hinweis: Der Wert eines Unternehmens kann für einen Käufer gegebenenfalls höher sein als der Wert, der sich aufgrund einer normalen Unternehmensbewertung ergibt, z.B. aufgrund von Synergien oder zwecks Elimination eines Mitbewerbers.
Unternehmen: Nachhaltigkeit, Erfolg, Management des Wandels, Mitarbeiter, Bewertung, Rechtsform
Eine Unternehmensnachfolge zieht Rückwirkungen auf das Unternehmen nach sich:
- Wie wirkt sich die zukünftige Abwesenheit des Chefs auf den Erfolg des Unternehmens aus?
- Wer ersetzt den Chef in seiner bisherigen Funktion?
- Welche Veränderungen können von einem neuen Eigentümer ausgehen?
- Wie schätzen Mitarbeiter und Kader ihre persönliche Stellung in derZukunft ein?
- Sind die Zukunftsperspektiven durch die Abwesenheit des Chefs getrübt?
- Wie wirkt sich die Abwesenheit des Chefs auf die Bewertung des Unternehmens aus?
- Hat das Unternehmen die richtige Rechtsform für eine Nachfolge?
- Ist das Unternehmen auch rechtlich, betriebswirtschaftlich, organisatorisch und finanziell richtig strukturiert, damit es überhaupt nachfolgefähig ist?
- Sind die Gesellschaftsunterlagen und die Buchführung in einem Zustand, dass ein Käufer eine mit gebotener Sorgfalt durchgeführte Risikoprüfung vornehmen kann («Due Diligence») und mit der Übernahme ein berechenbares Risiko eingeht?
Neuer Eigentümer
Der oder die neuen Eigentümer müssen das Unternehmen in Zukunft managen wollen und die Mittel aufbringen können, um die Akquisition zu finanzieren. Zudem müssen sie die Akquisition rechtlich und steuerlich strukturieren – z.B. durch eine gemeinsame Akquisitionsholding, verbunden mit einer Bankfinanzierung. Gegebenenfalls muss der Verkäufer einen Teil des Verkaufspreises als Darlehen an die neuen Eigentümer stehen lassen, um die Finanzierung, z.B. durch Kadermitarbeiter, zu ermöglichen.
- Wie kann der Wert des Unternehmens für einen neuen Eigentümer optimal präsentiert werden?
- Wie kann die Finanzierbarkeit für den Käufer verbessert werden?
Z.B. durch eine vorgängige Substanzverminderung des Unternehmens, eine Kaufpreisstaffelung oder eine erfolgsabhängige Kaufpreiskomponente.
- Wie wirkt sich die Übertragung des Unternehmens für mich als Verkäufer steuerlich aus?
Z.B. können Anteile an einer Kapitalgesellschaft, die im Privatvermögen gehalten werden, im Allgemeinen steuerfrei veräussert werden, sofern keine indirekte Teilliquidation erfolgt. Die Steuerfolgen sind daher unter Umständen auch von den Eigenschaften des Erwerbers abhängig. Oder: Der Verkauf einer Einzelfirma führt in aller Regel zur Realisation von stillen Reserven – und damit zu entsprechenden Steuer- und Sozialversicherungskosten.
Typologie von Nachfolgelösungen
Die Möglichkeiten von Nachfolgelösungen umfassen in etwa folgendes Spektrum:
- Verkauf an einen Investor
- Verkauf an einen Dritten, der die Geschäftsführung übernimmt: «Management Buy In» (MBI)
- Verkauf an die Kadermitarbeiter: «Management Buy Out» (MBO)
- Übertragung an die nächste Generation: familieninterne Nachfolge durch Verkauf oder gemischte Schenkung an Nachkommen
- Zusammenschluss mit einem Mitbewerber – durch Fusion oder Quasi-Fusion
- Substanzentnahme durch Ausschüttungen oder Kapitalherabsetzung: faktische Liquidation
- Verkauf von Unternehmensteilen («Asset Deal») und Fortführung einer juristischen Person als «Cash Box» bzw. Finanzgesellschaft
- Fortführung des Unternehmens als Gesellschafter, aber unter fremdem Management
- Kombinationslösungen: z.B. Verkauf einer Betriebsliegenschaft und Ausschüttung der nicht betriebsnotwendigen Substanz mit anschliessendem Verkauf der Mehrheit der Beteiligung an Kadermitarbeiter und Beibehaltung einer Minderheitsbeteiligung von 30%
Nachfolgeprozess
Jede Nachfolge verlangt die sorgfältige und tief greifende Analyse aller Aspekte. Dazu muss ein vernünftiger Zeitrahmen eingeplant werden. Eine sorgfältige und gezielte Kommunikation während des ganzen Prozesses mit allen Interessensgruppen ist wichtig: Unternehmer, Familie, Mitarbeiter, Führungskräfte, mögliche Erwerber, Kunden des Unternehmens.
Die Berücksichtigung aller persönlichen und sachlichen Interessen verlangt einen sehr guten Überblick über eine Vielzahl von Aspekten. Die Wahrung dieses Überblicks erfordert meistens eine kompetente Begleitung und kreatives Gestaltungsvermögen. Vorschnelle Lösungen sollten vermieden werden. Zudem kann das Denken in Szenarien hilfreich sein.
Eine Reihe von vorbereitenden Massnahmen erleichtert die eigentliche Übergabe des Unternehmens. Diese Massnahmen können sich, auch aus steuerlichen Gründen, über mehr als fünf Jahre hinziehen: z.B. Beachtung einer steuerlichen Sperrfrist zur Vermeidung der steuerlichen Realisation von Gewinnen, Einbezug der Vorsorgeplanung in die Unternehmensnachfolge durch entsprechende Vorsorgepläne oder Einkauf in die Vorsorgeeinrichtung usw.
Ein professioneller Kaufvertrag mit allen Begleitmassnahmen ist das Kondensat und die Reflektion aller Abmachungen zwischen allen Parteien, der Vollzugshandlungen und des Umgangs mit planwidrigen Vorfällen.